Pressestimmen

Unvergesslich und berührend
9. Juli 2019


KLOSTER EBERBACH – Wie Chor und Orchester mit getragen vierstimmigem Gesang von hinten durch die ehrwürdige romanische Basilika zum Konzert einziehen, das ist unvergesslich und berührend. „Was haben wir getan? Unsere Sünde ist, schwarz zu sein. Lass Afrika zurückkehren.“ Erst dann beginnt das aufgewühlt turbulente „Kyrie“ der „Messe in Bedrängnis“ d-moll von Joseph Haydn. Sie trägt den Beinamen „Nelson-Messe“, und diesmal ist sie Nelson Mandela zum 100. Geburtstag gewidmet, nicht dem englischen Admiral. Das Motto „Courage“ des diesjährigen Rheingau Musik Festivals gewinnt hier seine richtige Bedeutung.
Courage bewies der Amerikaner Peter Guy, als er an der Grundschule der Township Bochabela in Bloemfontein ein Streicherprojekt für Kinder ins Leben rief. Daraus wurde eine ganze Bewegung in Südafrika, und das Bochabela Streichorchester kann sich nun gekonnt und professionell der schweren Musik Haydns widmen. Durch die Gegenüberstellung mit den Freiheitsgesängen der Anti-Apartheid-Bewegung bekommt die klassische Musik eine neue Tiefe, Dringlichkeit und einen sozialen Bezug.
Die Idee hatte der österreichische Bratschist Klaus Christa, der seit zehn Jahren das Bochabela String Orchestra leitet. Aus Vorarlberg gewann er den Chor „Vocale Neuburg“ und aus Wien den Dirigenten Gerald Wirth, der die Nelson-Messe schwungvoll inspirierend leitet.
Apartheid, das schreckliche Machtmittel weißer Herrschaft, ist in diesem Konzert auf schönste Weise aufgehoben. Wenn das Orchester aufsteht und mit dem Chor zusammen die Hymne „Gott, schütze dein Land Afrika“ singt, dann erhebt sich das Publikum in der Eberbacher Basilika und erweist den jungen schwarzen Musikern tiefen Respekt.
Bei den Solisten findet man zwei Südafrikaner. Die Sopranistin Palesa Malieloa glänzt mit einer fast flirrenden, hell leuchtenden Stimme. Der Bass Kabelo Lebyana füllt den Raum mit kräftig kernigen Tönen. Lea Elisabeth Koch (Alt) und Nik Kevin Müller (Tenor) ergänzen gleichwertig die europäische Hälfte der Solisten. Solostimmen aus dem Orchester erklingen zusätzlich stark und klar, mit unmittelbarer Daseinsfreude. Der traditionelle südafrikanische a-capella-Gesang mit wenigen, sehr einfachen Grundakkorden schickt eine Botschaft von unglaublicher Präsenz. Diese Harmonien kennt der österreichische Chor aus dem Alpenland und geht wunderbar mit.
Nachdem Haydns quicklebendiges, fast freches „Dona nobis pacem“ verklungen ist, ergreift das Orchester die Initiative und groovt los. Spielend und tanzend versetzt es die volle Basilika in immer mehr Schwingung und Begeisterung. Jede „Apartheid“ zwischen klassischer und populärer Musik verschwindet in purer, aus Leid und Unterdrückung gewonnener Lebensfreude.

Rhythmus für alle: „Bochabela String Orchestra“ in Ingelheim
Von Siegfried Orzeszko, 10.07.2019

Nach der Apartheid fand der Gründer des „Bochabela String Orchestra“, dass klassische Musik nicht nur für weiße Menschen da ist. Jetzt begeisterten die jungen Musiker in Ingelheim. Eine Stunde lang spielte das „Bochabela String Orchestra“ aus Südafrika in der Saalkirche. Die meisten der jungen Musiker spielten im Stehen. „Und Sie alle haben das Glück, dabei zu sein“, begrüßte Pfarrerin Anne Waßmann-Böhm das Publikum in der brechend vollen Saalkirche. Sogar das Chorgestühl hinter dem Altar war belegt. Dr. Christine Rhomberg von der Hilti-Stiftung stellte das Orchester vor. Sie kommen aus „Bochabela“, ein Township der südafrikanischen Stadt Bloemfontein. „Das Orchester ist der Botschafter des Mangaung Streicher Programms, 1998 gegründet nach Ende der Apartheid vom hier anwesenden Peter Guy.“ Die Musik erfasst den ganzen Körper Guy wollte es demnach so gar nicht in den Kopf, dass die klassische Musik nur Musik für die weiße Bevölkerung sein sollte. Er habe die Musik für alle öffnen wollen und deshalb beschloss, den Kindern der Townships die Chance zu geben, ein Streichinstrument zu erlernen und in die Gemeinschaft eines Orchesters hineinzuwachsen. Inzwischen sind es rund 700 Kinder und Jugendliche in den Städten rund um Bloemfontein. Junge Musiker, deren Basis so gar nicht vielversprechend war. „Die Ihnen aber heute zeigen werden, was Hingabe und Leidenschaft alles erreichen können“, sagte Rhomberg
Und das schafften die rund 30 Musiker im Alter von 14 bis 24 Jahren, im wahrsten Sinn des Wortes, spielend. Etwa eine Stunde lang musizierten sie im Stehen, sitzend nur die drei Cellisten. Dabei wurde der ganze Körper eingesetzt. Und ihre Gesichter strahlten eine wunderbare Mischung aus Konzentration und Freude aus. Irgendwann legte Kamo Mothobi ihre Violine auf den Boden, um Miriam Makebas Pata Pata zu singen, nahm ihr Instrument wieder auf und spielte weiter. Auch Kgolagano Lephoi hatte einen gefühlvollen Gesangsauftritt. Klar, dass das Publikum sehr schnell von den Rhythmen angesteckt wurde. Immer mehr Füße und Hände zuckten, Oberkörper begannen sich mitzubewegen, es wurde mitgeklatscht. Und eine entspannte Weichheit und Freude legte sich beim Genuss dieser Musik auf viele Gesichter.
Auch Klassik konnten sie: Als Beweis spielte das Orchester den zweiten und dritten Satz der fünfsätzigen Holberg Suite von Edvard Grieg. Doch dann übernahmen als akustische Leckerbissen südafrikanische Kwelas sowie Kompositionen von Mango Groove, Miriam Makeba und dem Soweto String Quartet in der Bearbeitung durch Peter Guy für Streichorchester, Kongas und Gesang. Irgendwann verschwanden die Notenständer, um Platz für den Tanz zu schaffen. Die Präzision der Klänge nahm dabei aber nicht ab. Ein umjubelter Abend, alle hatten tatsächlich Glück, dabei zu sein, wie die Pfarrerin es in ihrer Begrüßung sagte. Die dankte abschließend Ulrike von Baumbach, die die Patenschaft für dieses musikalische Gesamterlebnis übernommen hatte.

Das Bochabela String Orchestra – live in concert
Bezauer Wirtschaftsschulen – Dezember 2013

In den Genuss eines Adventskonzertes der besonderen Art kamen wir am Montag, den 3. Dezember, in unserer Schule. Das Bochabela String Orchestra – 21 junge Musikerinnen und Musiker, die größtenteils aus den Townships von Bloemfontein in Südafrika stammen und durch das von Peter Guy ins Leben gerufene Mangaung String Programme gefördert werden – versprühte eine Stunde lang afrikanische Lebensfreude. Auf dem Programm standen Werke von Corelli sowie afrikanische Traditionals. Besonders mit letzteren wussten die Bochabelas zu begeistern. Da wurde gestrichen, getrommelt, gesunden und getanzt. Selbst Schüler, die von ihrem Naturell her eher reserviert sind, ließen sich bald von der Fröhlichkeit der jungen SüdafrikanerInnen anstecken und bewegten ihren Körper zur Musik. Schlussendlich wurde dieses Konzert zu einer herzlichen Feier des Ankommens der großartigen Bochabelas mit ihrer berührenden Botschaft der Hoffnung und der Liebe (zur Musik und zum Leben) bei uns im kalten, winterlichen Bezau. Advent – den Bochabelas sei Dank!!
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Mit einer Geige Hoffnung geben – das „Bochabela String Orchestra“ und der Chor des Musikgymnasiums Feldkirch ließen das Publikum an einer besonderen Begegnung teilhaben
Kultur – Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft – 14.12.2012 – Silvia Thurnher

Viele musikinteressierte Menschen in Vorarlberg haben in den vergangenen zwei Wochen das „Bochabela String Orchestra“ kennengelernt. Die Jugendlichen aus Südafrika, die auf Einladung von Klaus Christa eine Konzerttournee nach Vorarlberg und Liechtenstein, in den süddeutschen Raum sowie nach Salzburg unternommen haben, musizierten auch im Dornbirner Kulturhaus. Der große Chor des Musikgymnasiums Feldkirch unter der Leitung von Martin Lindenthal bereicherte den herzerfrischenden Auftritt des Streichorchesters, so dass sich eine energiegeladene und gute Stimmung im Saal entwickelte.

Bereits vor zwei Jahren gastierte das „Bochabela String Orchestra“ in Vorarlberg. Klaus Christa betreut und unterstützt das Jugendorchester aus Südafrika nach Kräften, denn die ‚Bochabelas’ sind Teil einer Initiative, die über fünfhundert Kindern aus den Townships von Bloemfontein und den armen Städten der Umgebung eine Perspektive und Hoffnung gibt. 1998 hat der amerikanische Kontrabassist Peter Guy das „Mangaung String Programm“ initiiert, das seit einigen Jahren auch ein Herzensanliegen des Bratschisten Klaus Christa ist.

Beeindruckendes Niveau
Im Dornbirner Kulturhaus fand der achte Konzertauftritt des „Bochabela String Orchestras“ innerhalb von zwei Wochen statt und es war bewundernswert, mit welcher Konzentration die OrchestermusikerInnen spielten, aufeinander hörten und sich den Werkdeutungen hingaben. Einleitend erklang das Weihnachtskonzert von Arcangelo Corelli. Das freundschaftliche Einverständnis mit Klaus Christa war in der Interpretation des Konzertes für Viola und Streicher (TWV 51:G9) eindrücklich erlebbar. Ein Höhepunkt war das gemeinsame Wirken des „Bochabela String Orchestras“ mit dem Chor des Musikgymnasiums Feldkirch. Martin Lindenthal leitete die jungen SängerInnen und MusikerInnen in Mozarts Motette „Ave verum corpus“ für Chor und Streicher (KV 618) sowie Händels „Halleluja“. Enthusiastisch und auf einem beeindruckend hohen Niveau wurden die Werke dargeboten.

Musik, Gesang, Tanz
Der zweite Konzertteil war Arrangements südafrikanischer Traditionals gewidmet. Diese Musik verfehlt ihre Wirkung nie, schon allein wegen der mitreißenden Rhythmen, die auch hier mit Congas und chicken eggs sowie einem guten Bassfundament der Musik den Groove verliehen. Überdies gaben die tiefe und ausdrucksstarke Stimme von Kamo Magau mit den Songs „Pata Pata“ sowie „Special star“ dem unkonventionellen Konzert eine besondere Note. So steigerte sich die Stimmung im Saal zusehends und als schließlich noch alle zusammen das „Wälderbähnle“ anstimmten, ließen die MusikerInnen und SängerInnen ihrer Bewegungsfreude und dem Spaß miteinander freien Lauf.

Das Projekt in Bilder gefasst
Wohl niemand blieb unberührt vom Dokumentarfilm, den Hansjörg Kapeller in Südafrika gedreht hatte. Darin wurde die Idee des „Mangaung String Programmes“ vorgestellt und über die oft mühevolle Arbeit in eindringlichen Bildern berichtet. Von Erfolg getragen ist die Initiative auch deshalb, weil die älteren Jugendlichen als Tutoren die Begeisterung für das Geigenspielen und die Musik an jüngere Geigenschüler und Kinder weitergeben.

Nächste Schritte
Nicht große Ziele, sondern jeweils „nächste Schritte“ planen Klaus Christa und Peter Guy für das „Mangaung String Programm“ und das „Bochabela String Orchestra“. Finanzielle Unterstützung sollen die Tutoren für ihre Tätigkeit erhalten und für besonders begabte MusikerInnen soll ein Stipendium den großen Traum von einem Musikstudium Wirklichkeit werden lassen. Zu diesen Zwecken wird unter anderem ein Freundeskreis für die ‚Bochabelas’ gegründet.
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Das Bochabela String Orchestra tourt mit Adventkonzerten durch Vorarlberg
Südafrika trifft Europa: Neue Welten tun sich auf
Vorarlberger Kirchenblatt – 21. November 2013 – Patricia Begle


Das Jugendorchester zeigt, dass Musik Grenzen überwindet und neue Perspektiven schafft, für Einzelne und für ganze Völker. Sie macht unheimlich Freude und verwandelt damit Herzen und Köpfe. Nachhaltig.

Vergangenheit. „Bochabela“ ist der Name eines Townships der südafrikanischen Stadt Bloemfontein, übersetzt werden kann er mit „wo die Sonne aufgeht“. Townships wurden im Zuge der Apartheid-Politik für „Nicht-Weiße“ errichtet, damit die Trennung von Rassen auf allen Ebenen durchgeführt werden konnte. Trotz der gesetzlichen Abschaffung dieser Politik vor 20 Jahren lebt sie noch heute in den Köpfen und Herzen der Menschen.

Perspektive. Bochabela war auch der Ort, an dem der amerikanische Kontrabassist Peter Guy Ende der 1990erJahre begann, Kindern Musikunterricht zu geben. Das außergewöhnliche daran war, dass er schwarzen Kindern Instrumente näher brachte, die zuvor weißen Kindern vorbehalten waren. Guys Liebe zur Musik und zu den Kindern waren jene Antriebskräfte, die aus diesen kleinen Anfängen ein Musik-Förder-Programm erwachsen ließ, das so manchen in Staunen versetzt. Heute sind rund 500 Kinder und Jugendliche im „Mangaung String Programme“ mit dabei, sie haben dort nicht nur Heimat gefunden sondern auch Zukunftsperspektiven.

Klang. Als der Vorarlberger Musiker Klaus Christa im Rahmen eines Festivals das Orchester kennen lernte, war er begeistert von der Lebendigkeit der jungen Menschen und ihrer Art, Musik zu machen. „In Südafrika ist klassische Musik nichts Selbstverständliches, niemand spielt sie, weil er sie „nett“ findet, dort ist sie etwas Großes. Die jungen Musiker/innen empfinden es als Traum, das zu erlernen. Sie sind extrem dankbar dafür“, erzählt Christa. „Die Sprache der Menschen dort ist sehr weich. Das wirkt sich auf ihre Klangvorstellung aus. Sie spielen viel weicher als wir hier, es fällt ihnen sogar schwer, hart und eckig zu spielen“, berichtet Christa von seinen Erfahrungen.

Lebendig. Vor drei Jahren organisierte Christa die erste Tournee nach Europa, letztes Jahr die zweite. Österreich, Deutschland, Schweiz und Belgien wurden seither bereist. „Für ein Orchester ist es wichtig, daß es spielen kann“, weiß Christa aus eigener Erfahrung. Während das Orchester in der Heimat wenig Anerkennung findet, sind die Menschen in Europa begeistert. Im Dezember steht nun die dritte Europa-Tournee an. Acht Tage davon sind die südafrikanischen Musiker/innen in Vorarlberg, spielen in Schulen, Gottediensten und ihre eigenen Konzerte. Dabei wird gestrichen, getanzt, getrommelt und gesungen. Die Jugendlichen tun dies mit einer großen Natürlichkeit, Musik ist für sie eine Form, ihre Gefühle auszudrücken – auch dort wo ihre Sprache dafür längst nicht mehr ausreicht.

Austausch. Bei all dem treffen die Südafrikaner/innen auf „Weiße“, die ihnen so ganz anders begegnen als jene in ihrem Land. Freundschaften werden geknüpft. Kultureller Austausch findet auf sehr persönlicher Ebene statt. Mittlerweile hat er auch andere Formen gefunden: Reginald Teys aus Bloemfontein studiert am Feldkircher Konservatorium, Tabea Christa aus Klaus ist derzeit im Rahmen eines Schüleraustauschs in Bloemfontein. Und sie werden nicht die einzigen bleiben.
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