Große Ideen scheitern nicht, weil sie nicht gut sind, sie scheitern oft an winzigen Details. Und umgekehrt gibt es große Ideen, die nehmen Gestalt an, weil ein Gedanke in die Tat umgesetzt wurde. „Ich tat immer nur, was als Nächstes zu tun war“ meint Peter Guy, der Gründer und Leiter des Mangaung String Programmes (Südafrika), wenn er nach seiner Vision gefragt wird.
Die Erfolgsgeschichte des Mangaung String Programmes hängt von viele scheinbar kleinen Details ab, wie zum Beispiel den Bustransporten. Da der öffentliche Verkehr in Bloemfontein völlig fehlt, ist der Bus das vielleicht wichtigste Instrument des Mangaung String Programmes: Seit fast 20 Jahren sorgt Peter Guy dafür, dass Busse die Kinder und Jugendlichen mittags in den Schulen abholen, ins Musicon zum Unterricht bringen und sie um 17:00 Uhr verlässlich nach Hause zu fahren. Darauf angesprochen würde er sofort einräumen, auch wenn er vielleicht die treibende Kraft hinter dem Projekt sein mag, dass der Erfolg des Projekts vor allem eine Teamleistung ist.
Das Projekt bietet den Kindern aus den Townships und der Umgebung von Bloemfontein die Chance, ein Streichinstrument zu Lernen und in Streichorchestern zu musizieren. Unterrichtet wird in den Sprachen der Region: Sesohto, Xhosa, Tshuana und auf Englisch. Die jüngeren Kinder werden in größeren Gruppen mit bis zu 20 Schülerinnen und Schülern unterrichtet. Nur so kann jedem Kind die Chance gegeben werden, mit einem Streichinstrument in Kontakt zu kommen. Erst den Älteren kann Einzelunterricht angeboten werden. Mittlerweile unterrichten auch einige junge Erwachsene, die selbst im Programm zu Musiker_innen herangewachsen sind.
Über 600 Instrumente ohne einen gelernten Geigenbauer weit und breit in gut spielbaren Zustand zu halten, ist schon rein logistisch eine Meisterleistung, von der handwerklichen Herausforderung ganz zu Schweigen. Und dann die privaten Sorgen der Kinder: Väter, die sich nicht um ihre Söhne kümmern, Eltern, denen klar gemacht werden muss, warum Unterstützung von zuhause unerlässlich und regelmäßiges Üben wichtig ist, Pubertierende, die nicht zu den Proben kommen, Versprechungen der Regierung, die nicht eingehalten werden – um nur einige dieser Herausforderungen, die es zu meistern gilt, zu nennen.
Dass das Mangaung String Programme eine einzigartige Erfolgsgeschichte der Hoffnung wurde, hat u. a. sicher mit zwei Dingen zu tun: Jedes Problem, das zu lösen ist, geht seinen Leiter Peter Guy persönlich etwas an: Er tut, was zu tun ist, um das Programm am Laufen zu halten. Diese Ansprüche brachten ihn in den letzten 21 Jahren oft an den Rand der Erschöpfung. Das zweite Geheimnis dieses Erfolgs hat mit dieser Verlässlichkeit, für die Peter Guy und das Mangaung String Programme stehen, zu tun.
Ein sehr wesentlicher Aspekt ist, dass das Mangaung String Programme mehr ist als das Angebot, ein Instrument zu lernen: Es ist Familie, eine seelische Heimat für viele junge Menschen aus den Township von Bloemfontein. Wenn ich diese Initiative heute betrachte, kann ich nur dankbar feststellen: Es hat sich gelohnt, dass Peter Guy all diese Herausforderungen angenommen hat.
Klaus Christa Künstlerischer Leiter des Bochabela String Orchestra